Die E2e - Verstärker Geschichte

Arbeitstitel: "da geht die Post ab!"

Diese "Klimperkiste" beruht auf:

  1. einem Artikel, den mir Michael B. (mb) zusande,
  2. einem Besuch bei Alexander K. ( Ich habe Tage gebraucht um Bruchteile der Informationen, die Alexander so locker aus dem Ärmel schüttelte, zu verarbeiten),
  3. und zwei 200H/20mA Anodendrosseln von Gerd R., die schon länger auf meinem Tisch "rumlagen".

"Hauptschuld" hat wohl aber Alexander, der mir eine Röhre in die Hand drückte, etwas von "Klasse Ding", "Post", "Langlebensdauer", "noch zu bekommen" und so weiter murmelte. Alexander griff sogleich in seine Bibliothek, zog ein Buch und nannte mir ein paar Eckdaten der Tetrode.
Ich war skeptisch, aber etwas später (während langer dienstlicher Autofahrten) reifte eine Idee heran. Wie wäre es denn, mit einer E2e eine E2e zu treiben? Den Treiber mit einer Drossel belastet? .... Fragen über Fragen, aber das Konzept erschien mir interessant.

Also Google bemüht und mit Gerd R. wegen Fassungen gesprochen. Und vor allem mit den Eckdaten zur Röhre von Alexander und dem was im Internet bei Hamberger zu finden war, erst einmal schematische Kennlinien gezeichnet. Das Projekt schien immer noch realisierbar. Aber die Ausgangsleistung lt. meiner Rechnung weniger als 1 Watt pro Röhre? Also zwei gedanklich parallel geschaltet.


Inzwischen hatte ich mir die Röhren besorgt. Sehen doch nicht schlecht aus die Kolben, oder? Alexander hatte auch bei einer den Lack abgekratzt. Ich war bei Gerd, holte mir die Fassungen fürs Projekt und wir kamen ins Schwatzen - wie immer. Gerd meinte, evtl. könnte man den Lack mit Salzsäure entfernen. Etwas später habe ich das auch gemacht, mit den Lack abgeätzt und danach den Kolben ein wenig mit feiner Stahlwolle poliert. Danach natürlich die Röhre angeheizt und .... ich bin mir nicht sicher, ob bei den anderen auch der Lack abkommt. Auf alle Fälle ist es problemlos möglich und dann sieht man auch den Heizfaden glühen!.


Ein wirklich komplettes Datenblatt habe ich (bis jetzt) nicht gefunden. Also habe ich wenigsten die Kennlinien für den Triodenmode aufgenommen. Die Steilheit war etwas größer als angegeben, der Ra somit etwas kleiner. Als Kompromiss zwischen Klirrfaktor und Leistung wurde von einer Last von 7KΩ pro Röhre ausgegangen. Dann passt auch gut Gerds "53.83U". Und immer noch die Hoffnung etwas mehr aus der Röhre an Leistung herausholen zu können.

Oben ein paar Bilder des Baus. Fassungen habe ich wie erwähnt von Gerd R. Die Kontakte sind versilbert und haben Spiel in der Grundplatte der Fassung. Alles in allem top Qualität. Erstmals habe ich auch Gerds Lötstützpunkt-System benutzt. Klasse Idee!
Ziemlich viel Zeit habe ich mit einer Schaltung zur Siebung Anodenspannung verplempert. Die Siebung wollte partout nicht die versprochenen 40 dB Brummunterdrückung bringen. Jetzt tut sie es und ich habe ein paar Bauteilleichen mehr. Zum Glück keine Röhren, nur Halbleiter, na ja es ist zu verschmerzen.
Insgesamt vier Siebungen im Verstärker, je Kanal, je Treiber und Endstufe eine. In der Mitte hinten sitzt auf einer Extraplatine die Einschaltverzögerung mit NE555. Außerdem sind auf dieser Platine auch Gleichrichter und erste Siebstufen für die Anodenspannung. Nebenbei fällt die Spannung für die LEDs ab. Weil das Standard und nichts Besonderes ist, gibt es hier dafür keine Beschreibungen.

Warum ich es noch teste, ob und wie viel Spannung der Trafo auch unter Last "bringt", weiß ich nicht wirklich. Ich habe drei Widerstände gegrillt, um festzustellen, dass der Trafo hält, was vorher berechnet und bestellt wurde.
Allerdings war Gerd, als ich wegen der Trafos bei ihm war, mit meinem Verstärker-Design nicht ganz zufrieden. Die AÜs sind zu dicht am Netztrafo. Deshalb ist er, der Netztrafo, auch ein M102B geworden. Weniger Aussteuerung bedeutet weniger Brumm. Aber oder vielleicht gerade deshalb brummt nichts an der Kiste.


Die Verdrahtung ist fertig! Es gribbelte schon in den Fingern, die Röhren einzustecken und einzuschalten.

Etwas aus dem Messlabor, für mich immer ein muss!

  • Klirrfaktoren in den Diagrammen in [%]
  • Frequenzgang - 1dB: fu = 7 Hz; fo = 19 KHz
  • Frequenzgang - 3dB: fu = 4 Hz; fo = 34 KHz
  • Gegenkopplung ca. 11 dB
  • Ue für 2 Watt = 1,55 Veff
  • Klirrfaktoren und andere Diagramme


PS.: Es ist "nur" die Leistung rausgekommen, die vorher berechnet war.

Fazit:

  • Die Kiste ist zu schwer!
  • 2 Watt - 2000mW - Leistung sind an empfindlichen Lautsprechern in normal großen Räumen mehr als genug.
  • Es macht sehr viel Spaß mit dem Verstärker Musik zu hören. Es ist Entspannung pur!
  • Einige Aufnahmen sind ungenießbar, warum auch immer. Hört man (ich) den Murks der bei der Aufnahme gemacht wurde?
  • Der Wirkungsgrad des Verstärkers ist miserabel! Allerdings habe ich es bis jetzt nicht eine Sekunde bereut, den Verstärker gebaut zu haben. Zumal der Darling mkII jetzt bei meiner Tochter spielt.
  • Die Höhe des K2 im Verhältnis zu den höheren Oberwellen hat mich erstaunt. Aber was bedeutet das psychoakustisch? Ich denke da an einen Artikel von Norman Crowhurst aus den 50er Jahren über die Auswirkungen von gradzahligen Obertönen insbesondere K2 und deren Hörbarkeit. Neuere Umtersuchungen bestätigen das.
  • Die E2e ist sicher auch sehr gut als Treiber zu gebrauchen! Bei einem µ von 20 bei einem Strom von 20mA treibt man fast jede Röhre. Nur mal so als Gedankenspiel, ein Eingangsübertrager 1:4, die E2e mit bedämpfter Anodendrossel (R parallel zur Drossel) - da treibt man bei einem Eingangspegel von +6dBu (üblich bei CD-Spieler oder auch mehr) eine 6S33S problemlos, die meisten DHTs wie 300B, 2A3, 6B4G und wie sie alle heißen sowieso.
  • Der nächste Verstärker, natürlich wieder mit Röhren, ist bereits in Planung.


Dank an meine (Röhren-) Freunde, die mir den einen und anderen Floh ins Ohr setzten ....

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